Kapitel VI

Wer hat den Hügel von La Muela nach der Zerstörung von Numantia durch Scipio wieder besiedelt?

Nachdem die Stadt in den Kriegen des Sertorius (75-72 v. Chr.) zerstört worden war, blieb Numantia bis in die Zeit des Augustus unbesiedelt. Die Kantabrischen Kriege, die ab 29 v. Chr. stattfanden, zwangen Octavius dazu, sich selbst auf die Halbinsel zu begeben, um Kantabrer und Asturer zu unterwerfen und die Meseta endgültig unter römische Kontrolle zu bringen. Es scheint wahrscheinlich, dass damals in dieser Gegend einige Städte wie Augustobriga, Numantia und Uxama gegründet wurden. Vielleicht war dies eine Folge der später so genannten Römerstraße XXVII des Itinerars des Antoninus, die am Fuße des Stadthügels von Numantia vorbeizog. Diese Straße, die von Caesaraugusta nach Asturica führte, war von großer Bedeutung für die rasche Verlagerung der Legionen, um die Aufstände im Keim zu ersticken.

Laut Appianus entsandte Rom „nach gutem Brauch“ eine aus zehn Senatoren bestehende Kommission „in die neu eroberten Gegenden von Iberia“, deren Mission es war, Informationen für die Erarbeitung eines Maßnahmenplans für die eroberten Regionen zu sammeln, um „sie auf einer friedlichen Grundlage zu organisieren“ (Pina, 1997: 83). Im Tal des Ebro traf Rom die Maßnahme, die einheimischen Städte unter Beibehaltung ihres Namens an andere Orte zu verlegen. Im Gegensatz dazu wurden die Städte in der Gegend des Alto Duero am selben Standort belassen. Numantia wurde erst im Zeitalter des Augustus neu besiedelt.

Rückseite eines Denars aus der Stadt Arekoratas.
Rückseite eines Denars aus der Stadt Arekoratas.

Der eingangs erwähnte Ausgrabungsausschuss (1906-1923) war der Meinung, dass der Hügel La Muela zwischen der Eroberung der Stadt durch Scipio 133 v. Chr. und der neuen, im Zeitalter des Augustus 29 v. Chr. erbauten Stadt laut Mélida entvölkert war. Dieser Ansatz wird allerdings nicht durch die bekannten archäologischen Unterlagen gestützt, da die Existenz einer bedeutenden Menge autonomer und römischer Münzen aus der Zeit zwischen den Jahren 133 und 75 v. Chr. auf Handelsbeziehungen zwischen Numantia und Städten aus dem Ebro-Tal und dem Nordosten der Halbinsel verweist. Es wird allgemein angenommen, dass die keltiberischen Prägungen im Zusammenhang mit den Kriegen des Sertorius stark zugenommen haben.

Es ist allerdings auch deutlich, dass in der Blütezeit dieser Prägungen zwischen dem Ende des 2. und dem Anfang des 1. Jahrhunderts v. Chr. dort eine Grenz-Situation gegeben war, das heißt die Situation eines Territoriums, das zwar schon integriert war, dessen Organisation und intensive Besiedlung jedoch noch nicht stattgefunden hatte. Zu dieser Dokumentation durch die Münzen kommt auch noch die Information, die auf die Teilnahme von Numantia an den Kriegen des Sertorius (75-72 v. Chr.) anspielt. Den römischen Quellen ist noch der Fund einer Eichel aus Blei mit dem Stempel von Sertorius im Wachturm von Renieblas hinzuzufügen.

Zusätzlich zu dieser Münzinformation besitzen wir die Ergebnisse der Ausgrabungsarbeiten von Schulten und Koenen im Block IV, wo sie stratigraphisch über der von Scipio 133 v. Chr. zerstörten Stadt und unter der Stadt aus der römischen Kaiserzeit eine weitere Phase einer keltiberischen Anlage dokumentieren konnten. Die Häuser dieser Stadt sind ebenfalls rechteckig, jedoch länger und breiter (16 m mal 6 m) und lehnen sich mit ihrer schmäleren Rückseite an die keltiberische Stadtmauer an, die in den Kriegen des Sertorius (75-72 v. Chr.) zerstört wurde. Allerdings haben wir von dieser Stadt nur schlechte und geringe Dokumentation, obwohl wir sie auch bei der Reinigung und Neuausgrabung im Block I, der im Südviertel der Stadt liegt, feststellen konnten.

Recreación de barrio sertoriano
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Nach der Eroberung und Zerstörung von Numantia durch Scipio, wurde das Neubesiedlungsrecht den Pelendonen verliehen, die etwas größere Häuser bauten, indem sie den umlaufenden Gang an der Stadtmauer einbezogen.
Plano con casas rectangulares que se apoyan por su parte posterior en la muralla
Plan mit rechteckigen Häusern, die an der Rückseite an die Stadtmauer angebaut wurden.

Ihre Häuser bestehen aus etwa 40 cm dicken Mauern mit Holzpfosten und Lehmziegeln sowie Dächern aus pflanzlichem Material. Über dieser Stadtanlage liegt die römische Stadt aus der Kaiserzeit mit größeren und besser ausgestatteten Häusern. Wir sollten die Siedler dieser zweiten keltiberischen Stadt mit den benachbarten Völkern, den Pelendonen, in Verbindung bringen, die Scipio bei der Eroberung von Numantia halfen, wofür dieser sie mit der Überlassung von Land belohnte. Diese Stadt wurde ebenso wie Segontia Lanka (Langa de Duero, Soria) zerstört. Auch dort waren die Häuser trotz eines gewissen römischen Einflusses, wie Taracena erwähnt, auf keltiberische Weise gebaut: mit einem Steinsockel und mit Lehmverputz an den Wänden aus Lehmziegeln und Astwerk, wobei auch bei vielen von ihnen der Keller als charakteristisches Untergeschoß nicht fehlte.

Das typische keltiberische Haus
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Bildergalerie des abschnittes

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Bibliographische referenzen
  • Gómez Pantoja, Joaquín L. y Fernando Morales Hernández (2002). “Sertorio en Numancia: una nota sobre los campamentos de la Gran Atalaya”. Gladius, Anejos 5, pp. 303-310. ISBN: 84-86547-64-4.
  • Jiménez Díez, Alicia (2017). “Las monedas halladas durante las excavaciones de A. Schulten en Renieblas”. En: Baquedano, Enrique y Marian Arlegui Sánchez (coord.). Schulten y el descubrimiento de Numantia. Catálogo de la exposición del Museo Arqueológico Regional de Alcalá de Henares, de abril a julio de 2017 y del Museo Numantino en Soria, de julio de 2017 a enero de 2018, pp. 302-317. ISBN: 978-84-451-3607-2.
  • Mélida, José Ramón y Blas Taracena Aguirre (1923). Excavaciones de Numancia : memoria acerca de las practicadas en 1920-21. Madrid. CDU: 904(460.186 Numancia)  
  • Plinio el Viejo. Historia Natural, libros III-IV. Traducción y notas de Antonio Fontán, Ignacio García Arribas, Encarnación del Barrio y Mª Luisa Arribas. Editorial Gredos, Madrid, 1998. ISBN: 9788424919016.